|
Vaclav Kocum unter seinen Bildern. Foto: Vladimira Dvorakova |
Vaclav Kocum wurde am 6. April 1955 in Tanvald geboren. Er studierte an der Technischen Universität in Liberec, die Fachrichtung Glastechnologie. Im Jahre 1978 absolvierte er den Kunstkurs der Landschaftmalerei in Sobotka. Seit dem Jahre 1994 ist er freiberuflich. Im Jahre 1999 unternahm er eine Studienreise nach Italien.
Auswahl der wichtigsten Ausstellungen:
1991 - Die Stadtgalerie My, Jablonec nad Nisou
1993 - Die Stadtgalerie My, Jablonec nad Nisou
2000 - Landesvinothek, Liberec
2003 - Nationalhaus Vinohrady, Prag
2004 - Die Kirche von Dr. Farsky, Jablonec nad Nisou
2005 - Klub Ex, Jablonec nad Nisou
2009 - Museum örtlicher Geschichte, Josefuv Dul
2014 - Galerie Eveko, Jablonec nad Nisou
2014 - Studio Zitadelle, Praha
2001 - Galerie der Brüder Capek, Illustratoren der Natur, Gemeinschaftsausstellung
Realisationen:
- Hotel Goldener Löwe, Bilder, Jablonec nad Nisou
- Hotel Petrin, Bilder, Jablonec nad Nisou
- GE Money Bank, Bilder, Jablonec nad Nisou
2010 - Illustrationen für das Buch Bergwälder mit Texten von G. Leutelt
Die künstlerischen Werke von Vaclav Kocum befinden sich in zahlreichen Privatkollektionen im In- und Ausland.
Als Vaclav Kocum am Ende der 70er Jahre zum ersten
Mal in die Hand die Ölfarben nahm, malte er einen Wald. Spontan, ohne irgendeine
Berechnung. Und das deutete sein
Interesse und seinen Weg für eine lange Zeit an. Wir können uns darüber nicht wundern. Er wuchs im Schoß des Isergebirges, in
Jablonec nad Nisou (Gablonz an der Neiße) auf. Zahlreiche Ausflüge, Spaziergänge, Pilzesammeln
und das Pflücken der Heidelbeeren in tiefen Wäldern hinterließen in ihm die Spuren. Beim Wandern zum Wallfahrtsort Hejnice
(Haindorf) über die Kämme des Isergebirges entstand in ihm eine Ahnung von der verschiedenen
Bedeutungen.
In den 80er Jahren erkannte er das tschechische Informel
der sechziger Jahre. In seine Bilder
tritt Gips, Holz, Sand, Steinchen. Das
Objekt seines Interesses ist jedoch immer die Natur. In der ersten Hälfte der 90er Jahre
begannen die Elemente der lyrischen Abstraktion in seinen Werken zu erscheinen; dies
erreichte den Höhepunkt mit der Ausstellung in der Galerie My im Jahr 1993. Im
Jahr 1995 wurde er von der Schönheit und Dramatik der Nordabhänge des Isergebirges ausdrücklich
getroffen. Er erkundete diese Gegend analytisch; wie er selbst sagt: "Es gibt Gebiete, in
denen ich jeden Stein kenne." Und
so begann die fünfzehnjährige Phase, in der die Thematik des Isergebirges
herrschte. Wenn wir diese Zeitraum auf
irgendeine Weise charakterisieren wollen, können wir sagen, dass er sich von der
frei von unnötigen Details expressiven Ausdrucksform und der akzentuierenden Gegenwart des
allumfassenden Universums bis zu romantisierenden Tendenzen der Mařáks Schule
bewegte.
Die Isergebirgesphase wurde durch eine Episode am Anfang des neuen
Jahrtausends unterbrochen. Die Liebe des Autors zur Jazzmusik ist
bekannt und es ist kein Wunder, dass die starken emotionalen Erlebnisse bei den
Konzertbesuchen und auch beim häufigen Hören
der großen Jazzmusiker sein Verlangen beschleunigten, das Phänomen des Jazz darzustellen. Oft kam er
vom Konzert nach Hause und
unter dem starken Eindruck setzte er sich an die Malerleinwand und noch diejenige
Nacht vollendete er mit der expressiven Methode sein Werk. Diese Episode erreichte ihren
Höhepunkt mit der Einzelausstellung im Nationalhaus in Vinohrady in Prag im
Jahr 2003 im Rahmen des Swingfestivals. Die Ausstellung wurde "Jazz in Bildern"
genannt.
Der Beginn des Jahrtausends wurde noch von einem,
fatalen, Ereignis kennzeichnet. Vaclav Kocum
lernte das Werk von Gustav Leutelt, dem deutschen Schriftsteller, kennen, vor allem "Das Buch vom Walde“. Er führte die Synthese vom poetischen Ausdruck von Gustav Leutelt und
seinen eigenen Erlebnissen bei den langdauernden Aufenthalten im Isergebirge
und von seinem eigenen malerischen Ausdruck aus. Die Ergebnisse der ausgefürhten
Synthese sind Illustrationen im Buch "Bergwälder“ und mehrere
Ausstellungen.
Nach dem Jahr 2010 machte der Autor für kurze
Zeit eine Pause. Er dachte über
die heutigen Welt, die Konsumgesellschaft, Globalprobleme, über die Rolle und die Stellung eines Künstlers
nach. Für einige Zeit verfiel er in Skepsis. Die
dauerte zum Glück nicht ewig. Eine
gewisse Verpflichtung wurde ihm bewusst. Er
hatte wieder den Drang mitzuteilen. Er
hatte Lust, Kraft, Glaube. Und er konnte sich auch auf etwas stützen. Bereits vor zehn Jahren entwickelte er
seine einzigartigen zeichnerischen Kurvenlinie
– einen Strich, ein Krickelkrakel, dadurch schafft er eine ganz originelle
Struktur. Diese Struktur, die gewissermaßen
chaotisch ist ,erzeugt in der Fläche, auf dem untermalten Grundlage Vibrationen.
Die sind manchmal ein wenig reizbar, manchmal still, beruhigend. Dann gibt es hier Lebenserfahrungen, den
krummen Lebens- und Malerweg.
Das alles hat dazu geführt, dass es ihm nicht
mehr zu den Äußerungen seiner Gefühle und Haltungen reicht, nur auf die melancholische Schönheit des
Isergebirges zu reagieren. Der Autor will in seinem neuen Schaffen die Stille,
die geneigte Ruhe, die Daseinsfreude akzentuieren. Er ist auf der Suche nach den Werten,
die ihm in der heutigen Gesellschaft
fehlen. Wenn wir die malerische
Entwicklung von Vaclav Kocum, die mehr als 35 Jahre dauert, verfolgen, dann kommen
wir zur Überzeugung, dass die aktuelle Abstraktion die logische Folge von seinem Weg ist.
Dr. Jan Geisler